Warum steigt der durchschnittliche BMI in den letzten Jahrzehnten in den Industriestaaten stetig an?

Unser Körper reagiert immer noch so, wie es in vielen Millionen Jahren während unserer Evolution sinnvoll war: Als Jäger und Sammler mussten Tage des Hungers bei ausbleibendem Jagderfolg gut überstanden werden.

Reiche Ernte an Früchten, Wurzeln und Beeren im Herbst ohne viele Möglichkeiten zum Haltbarmachen machten es sinnvoll, große Mengen dieser zuckerhaltigen Nahrungsmittel in kurzer Zeit in sich hereinschaufeln zu können und Reserven für den kommenden Winter mit deutlich geringerem Nahrungsangebot anzulegen, einen kargen Winter, der heute nicht mehr kommt: Im Supermarkt ist immer Erntezeit.

Und das Haltbarmachen ist heute kein Problem mehr: Alles ist immer verfügbar und bereits fix und fertig zubereitet in 5 Minuten auf dem Tisch. Müsste man den Frankfurter Kranz selbst backen, den Pudding ohne Pulver aus der Tüte zubereiten oder die Pommes  selber schneiden und frittieren (und die Küche hinterher putzen), käme das alles wohl seltener auf den Tisch, genauso wie die Pizza aus frisch zubereitetem Hefeteig  (der muss ja erst mal ein paar Stunden aufgehen, wie lästig, es lebe die Tiefkühltruhe).

Dazu kommen die Entwicklungen der Nahrungsmittelindustrie: Zucker ist ein Naturprodukte, aber so konzentriert wie als raffinierter Zucker kommt er in der Natur  nicht vor, auf Limonade ist unser Körper nicht eingestellt und auch auf Säfte in großer Menge nicht: Wer isst schon 6 Orangen?  Aber als Orangensaft sind diese in einer Minute heruntergespült.

Die Schalen von Haselnüssen zu öffnen ohne viel Werkzeug  hat den Konsum in der Steinzeit natürlich limitiert. Heute konsumieren wir sie als Nutella im Glas mit zusätzlichem Fett schön streichfähig gemacht und essen sie damit ganz anders, als gut für uns ist. Und dabei enthalten Nüsse viele gesunde Fette.

Fleisch- und Wurstwaren liefern den größeren Fettanteil in unserer Nahrung heutzutage und die deutlich ungünstigere Fettsäurenzusammensetzung dazu: Jagderfolg ist bei der Massentierhaltung in unseren Ställen immer garantiert und der Fettanteil ist bei Masttieren deutlich höher als bei wildlebenden Tieren.

Das erhöht die Gewinnmarge und natürlich ist auch die Nahrungsmittelindustrie vor allem an Gewinnen und nicht an der Gesundheit der Kunden interessiert. Ist doch prima für den Hersteller, wenn Sie noch eine 2. Tüte Chips aufmachen, für die ein schlanker Fußballspieler wirbt und damit suggeriert, Chips und Fitness und Schlanksein passten bestens zusammen.

MERKE: Es ist schwierig, den Versuchungen eines gut gefüllten Supermarktes zu widerstehen und einer Nahrungsmittelindustrie, die Milliarden in Werbung und Produktdesign investiert, um uns zu mehr und ungesundem  Konsum zu manipulieren (Weg mit den Schuldgefühlen!).

Aber wir können es schaffen, Verantwortung für unsere Gesundheit und die unserer Kinder zu übernehmen und  unsere eigenen Interessen in den Mittelpunkt zu stellen.